IMI-Aktuell 2015/587
Ukraine: Umfrage
(22.10.2015)
Kürzlich wurden die Ergebnisse der Umfrage „Two Years after Maidan: Ukrainians Committed to Democracy, Disappointed with Unmet Aspirations” veröffentlicht. Dabei wurden im September 2015 1,558 Ukrainer aus allen Landestielen exclusive des Donbass under Krim befragt – finanziert wurde das Ganze von USAID, wodurch das Unterfangen sicher nicht im Verdacht steht, allzu pro-russisch zu sein. 56% der Befragten waren der Ansicht, das Land bewege sich in die falsche Richtung, nur 20% waren der gegenteiligen Auffassung. Unter den genannten größten Problemen des Landes fallen vor allem die signifikanten Steigerungen gegenüber den Ergebnissen aus dem September 2014 auf. Die Inflation nennen etwa 56% als großes Problem (2014: 38%), Korruption wird von 53% (2014: 28%), Armut von 42% (2014: 25%) sowie Arbeitslosigkeit von 35% (2014: 24%) genannt.
Obwohl die pro-russische Krim und der Donbass ja nicht in der Befragung berücksichtigt wurden, fallen die Antworten auf die Frage, ob sich das Land Richtung der EU oder nach Russland orientieren solle, regional sehr unterschiedlich aus („Do you think Ukraine would be better off if it had closer political and economic relations with Europe or Russia?”). Während die Präferenz in der West- und Zentralukraine eindeutig auf der alleinigen Orientierung auf die EU liegt, wollen in der Ostukraine 50% eine Hinwendung zu Russland oder zu Russland und der EU (nur EU: 29%). In der Südukraine beläuft sich dieser Wert auf 48% (EU: 30%). Das ist insofern relevant, weil der Assoziationsvertrag zwischen der EU und der Ukraine faktisch eine einseitige Ausrichtung auf die EU festschreibt, die augenscheinlich nicht im Interesse großer Teile der Bevölkerung liegt (siehe hierzu IMI-Studie 2015/06).
Gegenüber dem Vorjahr drastisch eingebrochen ist der Zahl der Ukrainer, die den wichtigsten politischen Entscheidungsträgern gute Noten ausstellen. Bei Präsident Petro Poroschenko sind dies nur noch 32% (2014: 69%), bei Ministerpräsident Arseni Jazenjuk noch 20% (2014: 60%) und bei Vitali Klitschko 26% (2014: 45%). (jw)