IMI-Aktuell 2015/166
Jemen: Einmarsch
(26.03.2015)
Nachdem zuerst Luftangriffe gegen die schiitischen Huthis geflogen wurden, marschiert nun anscheinend eine vom sunnitischen Saudi Arabien geführte Allianz im Jemen ein, die offensichtlich von den USA unterstützt wird: „Saudi-Arabien, Katar, Kuwait, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate hätten sich dazu entschlossen, auf die Bitten des jemenitischen Staatschefs zu reagieren, ‚den Jemen und sein Volk vor der Aggression der Huthi-Miliz zu beschützen‘, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. […] Die USA gewähren Saudi-Arabien und dessen Verbündeten logistische und geheimdienstliche Unterstützung.“ Kritisch zu den Vorgängen äußerte sich u.a. der Nahost-Experte Michael Lüders im Deutschlandfunk: „Es ist keine gute Idee. Es gab schon einmal ein arabisches Land, das in den 1960er-Jahren versucht hat, seinen Willen der jemenitischen Bevölkerung aufzuzwingen, oder gemäß der eigenen Strategie die Politik dort zu ordnen. Das war Ägypten unter Gamal Abdel Nasser. Es gab dann einen dreijährigen Krieg Anfang der 1960er-Jahre und im Ergebnis ist Ägypten darüber fast zerbrochen und der Krieg ging zuungunsten Ägyptens aus. Saudi-Arabien hat natürlich andere militärische und finanzielle Ressourcen, aber es leben diese Huthi – eine schiitische Sekte – ja nicht allein auf der jemenitischen Seite, sondern auch auf der saudischen Seite, und es arbeiten Hunderttausende jemenitischer Gastarbeiter in Saudi-Arabien. Das ist also ein sehr gravierender Konflikt. Und auch der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten, verkörpert von Saudi-Arabien als Schutzmacht der Sunniten und Iran als Schutzmacht der Schiiten, wird sich zuspitzen, denn die Schiiten haben natürlich nicht vergessen, dass Saudi-Arabien schon einmal gegen Schiiten vorgegangen ist, nämlich in Bahrain 2011, wo die schiitische Bevölkerungsmehrheit sich gegen das dortige sunnitische Königshaus erhoben hat und mit Hilfe saudischer Panzer aus deutscher Produktion wurde dieser Aufstand dann niedergeschlagen.“ (tp/jw)