Quelle: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. - www.imi-online.de

IMI-Studie 2012/15

Medal of Honor – Warfighter: Das virtuelle Schlachtfeld

Die Story – Der Hintergrund – Die Produktion

Michael Schulze von Glaßer (28.11.2012)

Im Studien-Layout:

Die „Medal of Honor“ – die „Ehrenmedaille“ – ist die höchste militärische Auszeichnung der US-Regierung. Sie wird vom US-Präsidenten im Namen des Kongresses an Mitglieder der US-Streitkräfte verliehen, die sich durch „auffallende Tapferkeit und Furchtlosigkeit bei Lebensgefahr weit über die Pflichterfüllung hinaus im Gefecht gegen einen Feind der Vereinigten Staaten“ ausgezeichnet haben.[1] „Medal of Honor“ ist aber auch der Titel einer seit 1999 produzierten, erfolgreichen Videospiel-Reihe. Die ersten neun Teile der First-Person-Shooter-Serie versetzten den Spieler als Soldat in den Zweiten Weltkrieg, beim 2010 erfolgten Neustart der Serie musste der Spieler im aktuellen Afghanistan-Krieg kämpfen und der am 25. Oktober 2012 in Deutschland veröffentlichte elfte und neueste Teil der Serie – „Medal of Honor – Warfighter“ – thematisiert den politisch brisanten weltweiten „Krieg gegen den Terror“ – dabei macht das Videospiel von US-Publisher „Electronic Arts“ (EA) und dem Entwickler-Studio „Danger Close“ seinem Titel alle Ehre.

Nach der „Call of Duty“-Videospiel-Serie des Publishers „Activision“ und der „Battlefield“-Serie von EA bildet „Medal of Honor“ aktuell die dritte große First-Person-Shooter-Serie, die Militärtechnik der heutigen Zeit darstellt und den Spieler in teilweise fiktive, aber an der Realität orientierte Szenarien schickt – dennoch liegen die Verkaufszahlen der „Medal of Honor“-Serie hinter denen der anderen großen Shooter-Reihen zurück – knapp zwei Wochen nach Verkaufsstart wurden weltweit rund 650.000 Exemplare für die Konsolen „Sony Playstation 3“ und „Microsoft Xbox 360“ verkauft, über die PC-Verkäufe gab es noch keine Angaben.[2] Zur Massenkultur gehört „Medal of Honor – Warfighter“ dennoch – er hat hunderttausende und auf absehbare Zeit sogar millionen von Spielerinnen und Spielern – und trägt so zur Verbreitung bestimmter politischer Aussagen bei. Dies ist gerade angesichts des Spiel-Szenarios interessant: „In Medal of Honor Warfighter schlüpfen Spieler in die Kampfstiefel der am besten ausgebildeten und fähigsten Soldaten, die es heute gibt, und erleben Missionen, die einen direkten Bezug zu Terrorakten in der realen Welt haben“, heißt es auf der deutschen Website des Shooters.[3] Und weiter: „Medal of Honor geht über die Grenzen Afghanistans hinaus, in das globale Gefecht im Krieg gegen den Terror. Tier 1-Soldaten [höchstqualifizierte Soldaten, d. A.] aus der ganzen Welt kommen überall dort zum Einsatz, wo sie gebraucht werden.“[4] Der Spieler kann den von US-Präsidenten George W. Bush am 20. September 2001 vor dem Kongress ausgerufenen „Krieg gegen den Terror“ virtuell nachspielen. Dabei ist dieser globale Krieg gegen den Terrorismus als Antwort auf die Anschläge am 11. September 2001 in New York und Washington höchst umstritten, da er mit einem permanenten Ausnahmezustand, der Missachtung der Souveränität von Staaten und dem Bruch grundlegender Menschenrechte einhergeht. Im Rahmen dieses Krieges fielen die USA und ihre „Koalition der Willigen“ ohne UN-Mandat am 20. März 2003 in den Irak ein. Den Spielern von „Medal of Honor – Warfighter“ – das Spiel hat in Deutschland eine Altersfreigabe ab 18-Jahren – wird der „Krieg gegen den Terror“ dabei als zwingend notwendig und ausnahmslos positiv verkauft. Grund genug, näher ins Detail zu gehen und sich den First-Person-Shooter genauer anzusehen.

Die vorliegende Studie ist dabei ein weiterer Teil meiner ausführlichen Videospiel-Analysen unter dem Titel „Das virtuelle Schlachtfeld“ – bisher analysierte Videospiele waren der First-Person-Shooter „Battlefield 3“ (EA/DICE 2011) sowie die Third-Person-Shooter „Ghost Recon – Future Soldier“ (UbiSoft 2012) und das durchaus Kriegs-kritische „Spec Ops – The Line“ (2K Games/Yager 2012). Wie schon bei den bisherigen Studien wird auf Grafik, Sound und Gameplay des Spiels kaum eingegangen, dafür liegt der Fokus auf der im Spiel erzählten Geschichte, den politischen Aussagen von „Medal of Honor – Warfighter“ und den Verbindungen der Spiel-Entwickler zum Militär. Damit soll der in der deutschen Medienlandschaft verbreiteten oberflächlichen Behandlung von virtuellen Spielen etwas entgegengesetzt werden.[5]

Um den Inhalt des Spiels analysieren zu können, wird die Einzelspieler-Kampagne von „Medal of Honor – Warfighter“ im ersten Teil dieser Studie inhaltlich – Mission für Mission – wiedergegeben und danach noch ein kurzer Blick auf den Mehrspieler-Modus geworfen.[6] Anschließend werden die dargestellten „Feindbilder“ auf der einen und die vermittelten Bilder der „Helden“ auf der anderen Seite herausgearbeitet. Zudem soll ein Vergleich zwischen dem im Spiel dargestellten und dem realen „Krieg gegen den Terror“ gezogen werden, bei dem vor allem die Islamische Republik Pakistan im Fokus steht. Da sich Entwickler und Publisher insbesondere mit der – angeblichen – „Authentizität“ des Shooters rühmen, soll daraufhin auch auf die Produktion – die Zusammenarbeit mit Rüstungsunternehmen und Militärberatern – von „Medal of Honor – Warfighter“ genauer eingegangen werden. Den Schluss bildet ein Fazit, in dem diese Studie auch eine kurze Zusammenfassung erfährt.

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Inhaltsverzeichnis

1. Die Story
1.1 Einzelspieler-Kampagne
1.1.1 Der aktive „Krieg gegen den Terror“
1.1.2 Preachers-Familien-Probleme
1.2 Multiplayer-Modus
2. Der Hintergrund
2.1 Feindbilder
2.2 Heldentum
2.3 Realer „Krieg gegen den Terror“
3. Die Produktion
3.1 Verbindungen zum Militär
3.2 Verbindungen zur Rüstungsindustrie
3.3 Authentizität
4. Fazit: „Medal of Honor – Warfighter: Das virtuelle Schlachtfeld“

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Anmerkungen

[1] N. N.: National Defense Department oft he Army personal decorations, medals, ribbons, and similar devices – Sec. 578.4 Medal of Honor, in: www.gpo.gov, 1. Juli 2002 – letzter Zugriff am 3. November 2012.
[2] Linken, Andre: Medal of Honor: Warfighter – EA ist enttäuscht, Verkaufszahlen aber nicht schlecht (Update), in: www.gamestar.de, 5. November 2012 – letzter Zugriff am 15. November 2012.
[3] N. N.: Multinationaler Multiplayer – Repräsentiere dein Land, in: www.medalofhonor.com/de_DE – letzter Zugriff am 3. November 2012.
[4] N. N.: Weltweit – PETN eine hochexplosive, globale Bedrohung, in: www.medalofhonor.com/de_DE – letzter Zugriff am 3. November 2012.
[5] Schiffer, Christian: Machtspiele im digitalen Sandkasten – wie politisch sind Computerspiele?, in: Inderst, Rudolf Thomas/Just, Peter (Hrsg.): Contact – Conflict – Combat – Zur Tradition des Konflikts in digitalen Spielen, Boizenburg 2011, S. 71.
[6] Hierzu wurde die Einzelspieler-Kampagne der überall erhältlichen „Limited Edition“ der PC-Version von „Medal of Honor – Warfighter“ in der deutschen Version durchgespielt, der Mehrspieler-Modus gespielt und beide jeweils als Videos mitgezeichnet.

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