IMI-Standpunkt 2012/022 – erschienen in FIfF-Kommunikation 1/2012
Interaktiver Rüstungsatlas
Eine Projektinitiative der IMI
Andreas Seifert (17.04.2012)
Am 9. Dezember 2011 veranstaltete die Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. in Tübingen ein Treffen, auf dem bisherige Überlegungen zur Schaffung eines überregionalen Web-basierten Rüstungsatlas dargestellt und mit den an einer Kooperation interessierten TeilnehmerInnen diskutiert wurden. Interessant ist ein Rüstungsatlas als Arbeitsmittel für die Friedensarbeit. Mit Hilfe der heute verfügbaren Werkzeuge für die Gestaltung und den Betrieb interaktiver Websites könnte ein hoher Nutzungskomfort geboten und eine dynamische Aktualisierung ermöglicht werden. Wir stellen die Ergebnisse des Workshops im Folgenden zusammengefasst dar, um eine Grundlage für weitere Diskussionen und einen Anreiz für weitere Interessierte zu bilden mit dem Ziel, ein konkretes Projekt zu formulieren und Fördermittel für seine Realisierung einzuwerben.
Was ist ein Rüstungsatlas?
Rüstungsatlanten sind bisher für mehrere Bundesländer erschienen (z.B. Hessen, Niedersachsen) – sie variieren in Aufbau und Stoßrichtung. Gemein ist allen, dass sie Informationen zu Rüstungsunternehmen und Militärstandorten enthalten und deutlich machen, das Militär- und Kriegsmaschinerien bis in die letzten Zipfel der Republik verteilt sind. Im engeren Sinne sind sie allerdings kaum Atlanten, da sie selten mehr als eine einzige Karte enthalten. So könnte der jüngst erschienene Band zu Bremen als Rüstungsstandort durchaus auch das Label „Atlas“ für sich in Anspruch nehmen. Ein „Rüstungsatlas“, wie er hier verstanden werden soll, hat das Ziel, mithilfe von Karten, Grafiken und Texten über Rüstung und Militär zu informieren.
Als Beispiel beschreiben wir unser derzeitiges Projekt „Rüstungsatlas Baden-Württemberg“. Während dieses Projekt noch auf eine Veröffentlichung in Broschürenform zielt, wird mit der anschließend dargestellten Initiative „Interaktiver Rüstungsatlas“ die Entwicklung einer dynamischen Internetplattform zur überregionalen Sammlung und Darstellung aller in diesem Zusammenhang relevanten Information angestrebt. Ist der erste Teil vor allem ein Sachstandbericht mit konkreten Angeboten zur Beteiligung, so ist der zweite Teil vor allem als Anregung für die weitere Diskussion gedacht.
Die Vorgeschichte, ein Rüstungsatlas Baden-Württemberg
Die seit Jahren schwelende Idee, einen Rüstungsatlas mit den relevanten Informationen zu Militär und Rüstung in Baden-Württemberg wurde von der IMI aufgegriffen. Sie soll in einer Printpublikation umgesetzt werden. Ziel einer solchen Publikation soll es sein, den Friedensinitiativen und interessierten Menschen einen Überblick über die Themen Rüstung und Militär in Baden-Württemberg zu vermitteln. Der Atlas soll anregen, sich für den Frieden zu engagieren und soll dem Protest Argumente und Hintergrundwissen vermitteln.
Kernpunkte des Atlas werden in vier Kapitel behandelt: Militär und Militäreinrichtungen in Baden-Württemberg, Rüstungsindustrie in Baden-Württemberg, Forschung für den Krieg und Forschung für die Sicherheit, Friedliche Alternativen und Möglichkeiten zum Protest. Jeder der Bereiche wird mit Karten und Grafiken versehen, die die vorgesehenen kurzen Texte begleiten und veranschaulichen. Jeder der Bereiche soll zudem mit einem Verzeichnis ergänzt werden, das Adressen und weitere Daten enthält.
Die Broschüre wird ca. 60 A4-Seiten umfassen. Höhe der Auflage und des Preises werden ermittelt, sobald wir den Umfang sicher abschätzen können. Redaktion und Herausgeber der Broschüre wird die Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. sein. Autoren sollen aus allen Spektren und Zusammenhängen kommen – viele sind bereits angefragt, einige Themen sind noch offen. Bei Interesse zur aktiven Mitarbeit bitten wir, uns anzusprechen und sich von uns über offene Themen oder Punkte informieren zu lassen. IMI ist offen für weitere Partner (-Organisationen), die als Mitherausgeber fungieren wollen. Denkbar ist auch das Modell, dass eine Organisation oder eine Einzelperson Herausgeber wird, indem sie die Abnahme einer bestimmten Anzahl an Broschüren zusagt und dann auch im Impressum geführt wird. Bei Interesse bitten wir uns anzusprechen.
Ein interaktiver, zur Mitarbeit aktivierender Rüstungsatlas
Im Zuge der Überlegungen zur Printpublikation entstand der Plan, eine zeitgemäße Form zu finden, die auch jüngerer Leute über deren Informationsgewohnheiten anspricht. Dabei ist die Idee eines Web-basierten Rüstungsatlas keineswegs neu. Sie wurde bereits an anderer Stelle (z.B. im FIfF[1]) geäußert. In Teilen wurde sie sogar schon in einzelnen Institutionen (z.B. BICC[2] oder Linkspartei, Inge Höger[3]) umgesetzt. Kernpunkt der Idee ist es, einen visuellen, an einer Landkarte orientierten Zugang zu relevanten Daten über das Internet zu bekommen. Die Informationen sollen über einen intuitiv zu bedienenden Mechanismus zugänglich sein. Seine Benutzer und Benutzerinnen sollen sich mit wenigen Klicks zu den für sie interessanten Punkten durchfinden.
Ausgehend von der Frage, wer als der potentielle Benutzer angesehen wird, ergeben sich Struktur und aufzunehmende Inhalte. Zentral ist dabei die Frage nach dem Nutzen einer solchen Website für den Benutzer. In der Diskussion wurden mehrere Modelle angesprochen und verschiedene Nutzergruppen in den Fokus genommen. Ausgehend von der oben genannten Printpublikation könnte man sich zunächst auf das Anbieten von Information beschränken, d.h. eine letztlich relativ statische (und vergleichsweise einfach zu administrierende) Website schaffen, die im Internet, in diesbezüglichen Datenbanken etc. verfügbaren Informationen aufgreift und auf einer – z.B. Deutschland-weiten – Landkarte präsentiert. Will man hingegen aktivierend in die Friedensbewegung hinein wirken, ist muss eine viel größere Vielfalt der Interaktion angeboten werden. Ergebnis wäre dann eine Website, auf der autorisierte Nutzer selbst Inhalte in die Karte einfügen und sie somit als Plattform für die Vernetzung der Akteure und des Protestes nutzen können.
Mögliche Nutzergruppen, thematische Schwerpunkte
Setzt man den Schwerpunkt auf das im Titel genannte Feld der Rüstung – Rüstungsproduktion, Rüstungsforschung, Rüstungshandel –, dann folgt daraus ein Bedarf an konkreter Information zu einzelnen Firmen bzw. Institutionen, zu ihren Standorten, zu Personen in ihren Schlüsselpositionen, zu Produkten, deren Käufern und Verwendung (und, wo bekannt, den durch sie verursachten Schäden), zu politischen Verflechtungen auf bundes-, landes- oder lokalpolitischer Ebene. Ein Nutzer kann sich in eine bestimmte Stadt „hineinzoomen“ und erhält mittels Klick auf einzelne Fähnchen (Buttons, Pfeile, Marker oder ähnliches) konkrete Informationen zu einzelnen in dieser Hinsicht relevanten Firmen. Man kann hier z.B. auch Informationen zu den gesellschaftlichen oder politischen Aktivitäten entsprechender Firmen aufnehmen (z.B. Schulpartnerschaften, Sponsoring) bzw. Forschungsaktivitäten und Querverbindungen zu Hochschulen aufzeigen, so sie verfügbar sind. Sind spezielle Recherchen erforderlich, ergeben sich neue Probleme.
Eine solche Website bedient das Bedürfnis nach Information nur bis zu dem Grad, der sich aus den erreichbaren Informationsquellen (z.B. Datenbanken) ergibt. Ein Nutzer, der umfassende Informationen und Fakten zu übergeordneten Zusammenhängen erwartet, wird mit einer solchermaßen statischen Website nur eingeschränkt bedient. Der Fokus allein auf Rüstung und Rüstungsindustrie schränkt den Nutzerkreis auf Friedensinitiativen mit entsprechenden Aktivitäten und Lokaljournalisten ein.
Bedacht werden muss auch, dass speziell Rüstungsaktivitäten kein nationales, sondern ein transnationales Feld sind. Der geografische Rahmen Deutschland würde sicherlich nur beschränkt aussagefähig sein. Er müsste zumindest auf Europa erweitert werden.
Erweitert man den Fokus um weitere (immer noch statische) Elemente, wie z.B. Standorte der Bundeswehr, wichtige Militäreinrichtungen, so wird dies zwar den Nutzerkreis erweitern, aber nichts grundsätzlich am eingeschränkten Umfang der Nutzungsmöglichkeiten ändern.
Eine essentielle Erweiterung seine Nutzungsmöglichkeiten erfährt ein Rüstungsatlas, wenn z.B. dem Protest gegen bestimmte Firmen oder Standorte sowie den Friedensinitiativen vor Ort ebenfalls Platz eingeräumt wird. Adressen von Initiativen vor Ort, von involvierten Gruppen, Zusammenschlüssen, verbänden wie DFG-VK, ORL sind öffentlich zugänglich und ließen sich problemlos einfügen. Mit diesem Schritt würde ein erster Schritt zur unmittelbaren Aktivierung von Nutzern der Website geleistet.
Bis zu diesem Punkt wären alle Informationen mit einem eher geringen Aufwand aktuell zu halten. Je detailreicher die Informationen sind, desto aufwändiger wird dies jedoch. So müssten beispielsweise übergreifende Texte, die über Schaltflächen neben der Landkarte aufgerufen werden können, und eine Einordnung der präsentierten Daten erlauben, mindestens in größeren zeitlichen Abständen überarbeitet und aktualisiert werden.
Die Einbeziehung der Nutzer und ihres speziellen Wissens
Erweitert man den Fokus der Website wie oben schon erwähnt um das gesellschaftliche Engagement von Rüstungsfirmen – z.B. um die Diskussion über „Schule und Bundeswehr“ oder um den Komplex Rüstungsforschung – so ergeben sich grundsätzliche erweiterte und andersartige Nutzungsmöglichkeiten, die natürlich auch andere Interaktionsmöglichkeiten bieten oder sogar erfordern. Für einen fiktiven pazifistisch eingestellten Nutzer vor Ort mag es von Interesse sein zu erfahren, dass die Schule, auf die er seine Kinder schickt, von einem Rüstungsunternehmen gesponsert wird – eine Information, die meist nur lokal bekannt ist. Sie kann aber auf der Website nur eingetragen werden, wenn der Administrator davon erfährt. Das ist für eine bundesweite Seite nicht zu leisten, wenn auch diese nur für lokale Nutzer interessierenden Informationen zentral eingepflegt werden müssen. Man kann den Nutzen für lokale Initiativen über einen bestimmten Punkt hinaus nur erhöhen, wenn man diese aktiv in die Arbeit mit einbezieht und ihnen die Möglichkeit einräumt, selbst Informationen einzupflegen.
Am Beispiel der Rüstungs- und Sicherheitsforschung an Hochschulen lässt sich ein solcher Ansatz und sein Potential verdeutlichen. Die Informationen über konkrete Forschungsprojekte und deren Inhalte sind nur denen bekannt, die sich mit dem Komplex auseinander setzen, bzw. Zugang zu solchen Informationen an ihrer Hochschule haben. Solche Infos auf einer Website zu präsentieren ist neu. Es würde die Arbeit derjenigen unterstützen, die bundesweit kritisch an dieses Thema arbeiten, da erstmals umfassende Fakten dazu zusammengetragen werden würde. Zum anderen würde es die örtlichen Gruppen unterstützen, die meistens kaum einen direkten Kontakt in die entsprechenden Fachbereiche haben. Es ließen sich dann nicht nur Infos zu den Projekten, sondern auch solche zu dem Protest dagegen, zu den jeweiligen Hintergründen und zu den involvierten Initiativen unterbringen. Der Vernetzung der Akteure würde wirkungsvoll Vorschub geleistet. Kombiniert mit den Informationen über Firmen, die als Partner der Rüstungs- oder Sicherheitsforschungsprojekte auftreten, ergäben sich schnell ein Überblick über die Zusammenhänge und damit konkrete Anknüpfungspunkte für Kritik und Protest.
Gleiches gilt im Übrigen auch für die ‚klassische’ Friedensbewegung. Wäre es möglich, die lokalen Proteste mittels einer solchen Website virtuell sichtbar zu machen, kann ein überregionaler Austausch effektiver gestaltet werden. Aktionen anderer Gruppen, konkrete Erfahrungen mit bestimmten Protestformen sowie schlagkräftige Argumente lassen sich austauschen. Dazu es ist nicht einmal notwendig, alle Informationen unmittelbar zu integrieren. Sie müssen nur zusammen geführt werden können. So kann ein Fähnchen, das einen Protest anzeigt, auf einen ausführlichen Bericht auf den Webseiten der jeweiligen Initiative verweisen. Thematische Blogs sind mit ihren diesbezüglichen Beiträgen können auf die selbe Weise eingebunden werden, so dass sich auch ihnen damit ein neues Potential erschließt.
Nehmen wir als Beispiel die Aktion Aufschrei. Sie würde mit ihren vielen Events an Sichtbarkeit gewinnen, wenn jede Aktion mit einem kleinen Fähnchen verzeichnet wäre. Dabei würde es nicht nur darum gehen, auf Ereignisse hinzuweisen (und damit ein im besten Fall neues Publikum zu erreichen), sondern auch das Potential für weitere Veranstaltungen auszuloten. Informationen aus dem Bundewehr-Monitoring, die einzelne Regionen oder Orte betreffen, könnten auf der webbasierten Rüstungs- und Militärlandkarte eingetragen werden. Dadurch wären diese Informationen für Friedensaktivisten vor Ort leichter auffindbar. Andererseits würde das Potential der Website, Detailinformationen über die Produktion einzelner Waffen bereitzustellen, für Kampagnen der Aktion hilfreich sein. Sich alle Standorte der Zulieferer und Komponentenhersteller einer Waffen wie dem Leopard II mit einigen Klicks anzeigen zu lassen, böte die Möglichkeit, örtliche Initiativen zu lokalisieren und zur Vernetzung zu motivieren und die Kampagne damit schlagkräftiger zu machen. Gleiches gilt für andere laufende Projekte wie z.B. das Bundeswehr-Monitoring.
Technisch sollte sich die Komplexität jedoch in Grenzen halten lassen, indem die Website konsequent in verschiedene Layer strukturiert wird. Eine möglichst weitgehende Dekomposition der Layer und Entflechtung der jeweils spezifischen Information, entkoppelt einerseits die Entwicklungsarbeit. Andererseits trägt eine solche Architektur dazu bei, dass der Nutzer nicht mit Informationen überschwemmt wird, sondern eine Auswahl nach vorgegebenen thematischen, geografischen oder zeitlichen Gesichtspunkten erhält.
Die Kernforderung an eine Erweiterung der prospektierten Website in der dargestellten Weise ist es also, dass den Nutzern der Website Raum für eigene Beiträge und Informationen eingeräumt wird und Funktionen angeboten werden, diese sachgerecht einzubinden und strukturiert darzustellen. Der primäre Zweck wäre es, damit mehr Menschen zu motivieren, sich bestehenden Aktionen anzuschließen oder neue zu initiieren. Das Ergebnis wäre in jedem Fall die Stärkung der Bewegung durch die neue interaktive Plattform. Das enorme Potential eines Ansatzes, der in der Aktivierung vieler Einzelpersonen für Informationsbeschaffung und Aktionismus liegt, ist unübersehbar.
Folgerungen für ein ‚aktivierendes’ Konzept
Ein hoher Grad an Interaktion zieht fast zwangsläufig eine große Gruppe von aktiver Beitragenden nach sich. Die ist zwar einerseits gerade das Ziel dieses Ansatzes. Es erfordert jedoch neue Mechanismen der Administration, die den neue Möglichkeiten der Vernetzung Rechnung tragen und die neue Wissensbestände, die über die grafische Aufbereitung vorhandener Datenbanken hinaus gehen, angemessen verwalten können. Zu lösen bzw. zu bearbeiten sind
– die Methode, wie der Nutzer seinen Beitrag einstellt – in technischer, administrativer, inhaltlicher, gestalterischer Hinsicht,
– welcher Art sollen die aufzunehmenden Inhalte sein,
– ihre Aufbereitung (Darstellung, Layer-Einbettung)
– die inhaltlichen Betreuung der Einträge (Redaktion oder Community),
– die Aufrechterhaltung der Aktualität, die Gewährleistung einer zeitlichen Überprüfung der Einträge,
– rechtliche Fragen bezüglich Haftung,
– die Einwerbung einer dauerhaften finanziellen Absicherung der Website,
– die Festlegung des geografischen Bereichs (z.B. ganz Deutschland) mit Andockfähigkeit für Initiativen in anderen Ländern,
– das Konzept der technischen Umsetzung und
– Wege, wie Initiativen und Einzelpersonen zur Mitarbeit motiviert werden können.
– Jeder dieser Punkte ließe sich weiter ausdifferenzieren.
Klar sollte sein, dass ein solches Konzept das Potential hat, eine Eigendynamik zu gewinnen und man jetzt kaum abschätzen kann, wie weit das mit der prospektierten Website zu schaffende Potential genutzt werden kann und genutzt werden wird, wie weit es die hohen Erwartungen erfüllen können wird. Deutlich ist aber auch, dass es sich nicht um ein Projekt handelt, dass nebenher gestaltet werden kann, sondern um eines, dass den vollen Einsatz mindestens einer (bezahlten) Person erfordert.
Umsetzung
Abhängig vom Umfang der prospektierte Website variieren die Kosten und der nachfolgende Administrationsbedarf erheblich. Deshalb, je größer die Site sein soll, desto breiter sollte auch ihre Trägerschaft aufgestellt sein. Auch wenn man sich nicht für das umfassendste Modell entscheidet, so wird es ohne eine beträchtliche Anschubfinanzierung nicht umsetzbar sein. Zudem sollte man sich bewusst werden, dass, wie immer das Projekt aussieht, eine mittelfristige Perspektive (drei Jahre Betrieb) unumgänglich ist. Entscheidet man sich für das umfassendere Modell – die Funktionalität der Website bietet dem Nutzer die Möglichkeit, ‚seine’ Information einzubringen –, muss man sich auch über die Strategien Gedanken machen, wie man Initiativen vor Ort zur Mitarbeit motiviert.
Auf dem Treffen wurden verschieden Vorschläge unterbreitet, wie eine Finanzierung aussehen könnte, Modelle wurden diskutiert und potentielle Geldgeber (z.B. Stiftungen) vorgeschlagen. Allen Antragsideen ist gemein, dass es einen Kreis der Beantragenden geben soll, der als Gruppe von Institutionen und/oder Einzelpersonen einen Antrag formuliert. Dieser Trägerkreis übernimmt die Verantwortung und beschäftigt die für den Aufbau benötigten Entwickler sowie später die für den Inhalt verantwortlichen Redakteure. Ihre konkreten Aufgaben werden sich nach der zu beschließenden Ausgestaltung des Projektes richten.
Das Maximalprojekt, ein ‚aktivierender’ Web-basierter „Friedensatlas“ – der vorläufige Titel –, würde für eine Laufzeit von drei Jahren beantragt werden, nach deren Ablauf sich der Trägerkreis um eine Anschlussfinanzierung bemühen müsste. Das Maximalprojekt besteht dabei aus den folgenden Positionen:
– Ressourcen für die Programmierung der Website und aller Module zur Interaktion mit den Nutzern und deren technischer Betreuung.
– Ressourcen für eine Redaktion, d.h. für eine Person, die die Nutzereinträge inhaltlich und rechtlich prüft und selbst welche verfasst und einstellt sowie weitere Personen dazu motiviert, relevante Daten bereitzustellen. Sie übernimmt die Pflege der Daten und organisiert Öffentlichkeit (z.B. Workshops und Präsentationen auf den Events der Friedensbewegung). Sie bearbeitet das Feedback der Nutzer.
– Ressourcen für Betriebs- und Nebenkosten (Serverplatz, Reisekosten, Kommunikationskosten).
– Eine Geschäftstelle, die vom Trägerkreis gestellt werden würde.
Eine vorläufige Schätzung des erforderliche Aufwandes ergab eine Antragsvolumen von knapp 70.000 €, zu verteilen über eine Projektlaufzeit von drei Jahren. Darin enthalten sind einmalige Kosten vornehmlich für die Programmierung und die Einrichtung des Arbeitsplatzes (ca. 6.000 €) sowie laufende Kosten für die Redaktion, Kommunikation, Reisen und Serverbetrieb (ca. 21.000 € p.a.). Bei der Frage möglicher Förderer wurden verschiedene Vorschläge geäußert, u.a. gewerkschaftliche, kirchliche und politische Stiftungen, aber auch die Bewegungsstiftung. Zur Antragsstellung sollten jedoch alle konzeptionellen und inhaltlichen Fragen wie Art und Umfang der aufzunehmenden Inhalte sowie deren Verknüpfung und Präsentation geklärt sein.
Schlusswort
Die hier skizzierte Idee sollte als Ansatzpunkt für weitere Diskussionen verstanden werden, nicht als fertiges Konzept. Wir halten es für notwendig, die vorhandenen Kompetenzen aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammenzubringen und ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen, das am Ende auch von allen genutzt werden kann. Bei Interesse zum Mitmachen oder auch mit Kommentaren kann man sich gerne an den Autor wenden: ruestungsatlas@imi-online.de.
Anmerkungen
[1] Alex Klein: „Der Rüstungsatlas – ein interaktives Informationsportal zu Rüstungs- und Militärstandorten in Deutschland“. AG4 auf der FIfF-Jahrestagung 2008 „Krieg und Frieden – digital“, Aachen, 7.–8.11.2008, http://kufd.de/arbeitsgruppen
[2] http://bicc.de/our-work/gmi.html
[3] http://ruestungsatlas.de