Quelle: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. - www.imi-online.de

Pressebericht - in: Märkische Allgemeine, 13.04.2004

Tausende gegen „Bombodrom“

DER GRÖßTE OSTERMARSCH FAND IN DER KYRITZ-RUPPINER HEIDE STATT

KATHRIN GOTTWALD / Märkische Allgemeine / Pressebericht / Dokumentation (13.04.2004)

KATHRIN GOTTWALD

POTSDAM Mehrere tausend Menschen haben am Sonntag beim bundesweit größten Ostermarsch in Fretzdorf (Ostprignitz-Ruppin) gegen die militärische Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide demonstriert. Die Bürgerinitiative „Freie Heide“ als Veranstalter sprach von 10 000 Teilnehmern, die Polizei meldete 7000 bis 8000 Protestierer.

Unter den Demonstranten befand sich – wie schon vor zwei Wochen bei der Großdemonstration in Neuruppin – Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). „Ich brauche aus meiner Meinung keinen Hehl mehr zu machen“, sagte er am Rande der Veranstaltung. „Jetzt ist es auch nicht mehr nur meine Meinung, sondern Regierungsmeinung.“ Platzeck hatte sich lange aus dem Streit um das so genannte Bombodrom herausgehalten – einzig aus Sorge um eine „Störung des Koalitionsfriedens“, wie er am Sonntag beteuerte.

Als Diskussionsredner auf dem in unmittelbarer Nähe der „Bombodrom“-Grenze gelegenen Kundgebungsplatz bekräftigte Platzeck sein Nein zum „Bombodrom“: „Die Nutzung dieses Platzes ist eine Geschichte des Unrechts, die nicht fortgeschrieben werden darf.“ Dies richte sich aber nicht gegen die Bundeswehr. „Ich glaube, dass die Bundesrepublik Deutschland die Bundeswehr braucht, und ich stehe zur Bundeswehr.“ Dies wurde zum Teil mit Unmutsgemurmel und Pfiffen quittiert. Außer den zahlreichen Bombodrom-Gegnern aus der Region waren auch viele hundert Aktivisten der Friedensbewegung angereist – darunter Ute Watermann von der Internationalen Vereinigung der Ärzte gegen den Atomkrieg und Tobias Pflüger von der Informationsstelle Militarisierung * Tübingen, die die Rednerliste anführten.

Der Widerstand gegen die Bundeswehr-Pläne, in der Kyritz-Ruppiner Heide Europas größten Luft-Boden-Schießplatz einzurichten, wird immer größer. Neben den Landesregierungen von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern will sich nun auch Berlin gegen die militärische Nutzung der Heide stark machen. Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) erklärte, Berlin habe Interesse an einer ausgewogenen Entwicklung der Region, nicht an einer „monostrukturellen Abhängigkeit“, wie sie durch die Präsenz der Bundeswehr entstünde. Der sicherheitspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Winfried Nachtwei, kündigte einen neuen Gruppenantrag im Bundestag gegen das „Bombodrom“ an.

Bundesweit haben mehr als 20 000 Menschen bei den diesjährigen Ostermärschen gegen den Irakkrieg sowie die Sozialkürzungen der Bundesregierung protestiert, wie das „Netzwerk Friedenskooperative“ gestern in Kassel mitteilte. Kundgebungen gab es auch in Berlin, Dortmund, München und Nürnberg.

* verbessert

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