Quelle: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. - www.imi-online.de

IMI-Standpunkt 2003/025, ISSN 1611-2725

Kein Blut für Öl?

Eine Untersuchung dieser Forderung aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht - Nur für Zyniker

Silke Reinecke (11.03.2003)

Die deutsche Bundesregierung ist sich mit weiten Teilen der Bevölkerung einig, dass kein Blut für Öl eingesetzt werden solle. In der vorliegenden Untersuchung wird unter ökonomischen Gesichtspunkten untersucht, ob es sich dabei um ein sinnvolle Maßnahme handelt.

Es ist zu untersuchen, ob die Kosten eines möglichen Einsatzes von Blut gerechtfertigt sind, um die dadurch erwartete Menge an Öl zu erlangen.
Dabei sind zunächst die Einkaufspreise von Blut und von Öl zu berücksichtigen. Als Stichtag für Preise und Währungskurse dient der 25.02.2003.

Blut kostet im Einkauf nach Angaben des Blutspendedienstes der Universitätsklinik Göttingen 23,- € pro 450 ml, also 8126,66 € pro Barrel.

Bei einem Kurs von 1,0774US $ für 1 € entspricht der Preis für ein Barrel Blut also 8755,67 US $.

Dem steht ein Ölpreis von gegenwärtig rund 34 Dollar pro Barrel entgegen. Die Tendenz ist steigend. Sollte es zu einem Krieg kommen, also zu der hier zu analysierenden Situation „Blut für Öl“, wird mit einem Preis von etwas 40 Dollar gerechnet, der deshalb in der vorliegenden Studie als Berechnungsgrundlage veranschlagt werden soll.

Blut ist also im Einkauf rund 220mal teurer als Öl.

Wesentlich ist aber die Betrachtung der unterschiedlichen Mengen von Blut und Öl, die in die Berechnung eingehen. Blut wird in Form von Kriegstoten eingesetzt. Dabei muss pro eingesetzter Einheit von 5 Litern (entsprechend 0,0314 Barrel) Blut ausgegangen werden. Die tatsächlichen Mengen werden voraussichtlich noch darunter liegen, da erfahrungsgemäß im Krieg hauptsächlich Kinder getötet werden und damit eine geringere Blutmenge pro Einheit anfällt.

Mit zu erwartenden 100.000 Kriegstoten werden also 3144,65 Barrel Blut eingesetzt, das entspricht einem Wert von 27,53 Mio US $.

Dem entgegen steht der zu erwartende Gewinn an Öl. Laut Angaben der Internationalen Energieagentur in Paris beträgt die freie Ölförderkapazität des Irak 3,4 Mio. Barrel pro Tag, entsprechend einem Gegenwert von 136 Mio US$. Wenn sich die Sieger des Krieges die freie Ölforderkapazität zunutze machen, ist nach weniger als 5 Stunden der Blutpreis bereits bezahlt, ab der 6. Stunde wird Gewinn gemacht. Wenn man die Langfristigkeit des geplanten Engagements in der Ölausbeutung bedenkt, spielt der Blutpreis also eine zu vernachlässigende Rolle.
Noch deutlich fällt die Analyse aus, wenn man bedenkt, dass irakisches Blut keinen realen Gegenwert darstellt. Nach Angaben der Blutspendedienste wird von Menschen aus bestimmten Regionen (Afrika, aber auch Nahost inkl. Irak) aus Gründen der Infektionsgefahr für mindestens 6 Monate kein Blut angekauft, ist somit ökonomisch wertlos. Da von der UN bereits jetzt eine regionale Unterbringung der Flüchtlinge geplant ist, und die wenigen, die es nach Europa schaffen, dank der restriktiven Asylgesetze binnen kurzem wieder in die Herkunftsregion verbracht werden, wird kein Iraker für mehr als 6 Monate ununterbrochen in Deutschland bleiben. Damit bleibt irakisches Blut wertlos und kann in der Berechnung vernachlässigt werden.

Auch Soldaten im Auslandseinsatz behalten nach ihrer Rückkehr für 6 Monate den Status ökonomisch wertlosen Blutes. Angesichts der Fülle von Auslandseinsätzen der Bundeswehr, die in Zukunft eher steigen wird, wird kaum ein deutscher Soldat je in den Status ökonomisch wertvollen Blutes kommen, da er ja noch vor der geforderten Karenzzeit von 6 Monaten bereits wieder zum nächsten Einsatz aufbrechen muss. (Die Stationierung in Afghanistan, Horn von Afrika, Kuwait etc. macht ebenfalls das Blut unverkäuflich.)

Insofern ist der Einsatz von Blut zumindest für die deutsche Regierung ökonomisch ohne jedes Risiko. Das einzusetzende Blut stellt einen vernachlässigbaren Gegenwert dar, der Gewinn hingegen ist nahezu garantiert.

Erneut stellt Deutschland damit seine wirtschaftliche Inkompetenz dar. Es erstaunt nicht, dass die wirtschaftliche Lage so schlecht ist, wenn einfachste ökonomische Zusammenhänge verkannt und platte Parolen benutzt werden.

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