Quelle: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. - www.imi-online.de

in: Neues Deutschland 29.10.2002

Große Pläne der Rüstungslobby

Luftfahrtindustrie mit neuem Spitzenmann - Mit neuem Geschäftsführer will der Luftfahrtverband Rot-Grün dazu bringen, trotz aller Haushaltsprobleme im Rüstungsbereich ordentlich zu klotzen.

Dirk Eckert (05.11.2002)

Der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) bekommt einen neuen Geschäftsführer. Hans-Joachim Gante, bisher Chef von Airbus Deutschland, wird zum Jahreswechsel hauptamtlicher Geschäftsführer des Verbandes, der sich als Verbindungsglied zwischen Industrie und Politik sieht.

Gantes Wechsel zum BDLI kam für die Branche überraschend. Sein Vertrag beim deutschen Airbus-Zweig lief bis 2003, und eigentlich wollte er bis zum Ruhestand bei dem Luftfahrtriesen bleiben. Politik, Industrie und Gewerkschaften in Hamburg werden den 59-Jährigen vermissen. Er hatte nämlich dafür gesorgt, dass das Großraumflugzeug A 380 teilweise in der Hansestadt gebaut wird. Das brachte Arbeitsplätze, so dass Gante im Jahr 2001 verkünden konnte, gut 8500 Menschen in der Stadt zu beschäftigen, „so viele wie nie zuvor“.

Umweltschutzverbände und Bürgerinitiativen gingen dagegen auf die Barrikaden, denn für den Bau des Super-Jets will Airbus sein Werk erweitern und das Naturschutzgebiet „Mühlenberger Loch“ zuschütten. Gegen das Projekt sind gegenwärtig noch 250 Klagen von Bürgern und Verbänden anhängig. Gante geht aber davon aus, dass das Projekt dadurch nicht gefährdet ist. Ohnehin sieht er den Airbus-Bau in größeren historischen Dimensionen. Es gehe darum, dem US-Flugzeugbauer Boeing zu zeigen, „dass Europa im Flugzeugbau wieder führend ist, wie bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs“.

Bei den Befürwortern der Airbus-Pläne geht jetzt die Angst um, dass der Abgang von Gante den Luftfahrtstandort Hamburg schwächt. Der BDLI indes ist zufrieden, den Airbus-Mann als Geschäftsführer gewinnen zu können. „Herr Gante bringt einen breiten Erfahrungsschatz im Airbus-Programm und auch an den Schnittstellen zwischen zivilen und militärischen Systemen mit, der in die Zusammenarbeit mit der Politik einfließen wird“, so BDLI-Präsident Rainer Hertrich, im Hauptberuf einer der beiden Chefs des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS.

Tatsächlich hat Gante in seinen zwölf Jahre als Werksleiter bei VFW-Fokker in Bremen Erfahrung mit der Produktion von Rüstungsgütern sammeln können. Die Firma baute Rumpfmittelteile für Tornado-Jagdbomber. In seinem Büro in Hamburg hatte er deshalb, wie das „Hamburger Abendblatt“ zu berichten wusste, neben dem Modell vom Airbus-Jet auch einen Tornado als Modell stehen. „Die Erfahrungen mit dem Tornado und seinem Nachfolger Eurofighter haben Gantes Selbstvertrauen gut getan“, befindet die Zeitung. Auch als BDLI-Funktionär will sich der Marineoffizier der Reserve besonders der Verteidigungstechnik widmen. „Angesichts der Budgetprobleme des Bundes liegen dort schwierige und reizvolle Herausforderungen“, so Gante gegenüber „dpa“. Die Luft- und Raumfahrtindustrie fordert seit längerem höhere Rüstungsausgaben.

Das zu vertreten ist jetzt Gantes künftiger Job. Für ihn eine reizvolle Aufgabe, befürwortet er es doch, „mit 60 Jahren aus dem operativen Geschäft auszuscheiden und in die Nähe der Politik zu gehen“.

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