IMI-Studie 2012/11

Spec Ops – The Line: Das virtuelle Schlachtfeld

Die Story – Der Hintergrund – Die Produktion

von: Michael Schulze von Glaßer | Veröffentlicht am: 27. Juli 2012

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„Ein Spiel zum Schlechtfühlen“, schrieb Spiegel-Online über „Spec Ops – The Line“.[1] Bild-Online überschrieb einen Artikel über das am 29. Juni 2012 für den PC, die Sony Playstation 3 und die Microsoft Xbox 360 erschienene Videospiel mit „Das Anti-‚Call of Duty‘ aus Deutschland“ und nannte es ein „Statement gegen den Krieg“.[2] Die WAZ titelte „‚Spec Ops – The Line‘ – Pazifismus mit der Waffe in der Hand“.[3] Auch die deutsche Videospiel-Fachwelt jubelte über die unkonventionelle Story des Third-Person-Shooters.[4] Doch was unterscheidet das Spiel des Software-Unternehmen „Yager“ aus Berlin von anderen Militär-Shootern? Ist „Spec Ops – The Line“ wirklich ein Antikriegsspiel, als das es in vielen Medien bezeichnet wird?[5]

Diese Studie führt die Serie der unter dem Titel „Das virtuelle Schlachtfeld“ veröffentlichten Arbeiten über den Inhalt und die Aussagen militärischer Videospiele fort. Auch „Spec Ops – The Line“ wird aus einer für Videospiele unüblichen Sicht analysiert[6]: Heutige Fachmagazine schreiben viel über Grafik, Sound und Gameplay von Videospielen. Und wenn über virtuelle Spiele in Nachrichten-Medien berichtet wird, dann kreist die Debatte in Deutschland oft nur um die Frage der dargestellten Gewalt. Was die Spiele für politische Aussagen verbreiten, spielt in der öffentlichen Diskussion im Gegensatz dazu kaum eine Rolle. Es wird über äußere Formen, nicht aber über den Inhalt der Videospiele diskutiert.[7] Dabei sind die in den Spielen erzählten Geschichten und Darstellungen oft hochinteressant. „Spec Ops“ unterscheidet sich dabei sehr von den in den bisherigen Studien verarbeiteten Militär-Shootern „Battlefield 3“ und „Ghost Recon – Future Soldier“: ein eindeutiges Feindbild gibt es in „Spec Ops – The Line“ ebenso wenig wie Heldentum. Auch wenn das Spiel ebenso wie die beiden anderen in der nahen Zukunft spielt, werden keine futuristischen neuen Waffensysteme dargestellt oder Waffen überhaupt angepriesen. Bis auf leichte und mittlere Militärhubschrauber und Militärjeeps kommt in „Spec Ops“ kein schweres Kriegsgerät zum Einsatz. Dennoch – und das ist die Kontinuität zu den anderen Titeln – ist „Spec Ops – The Line“ ein Militär-Shooter und hat dieselbe Zielgruppe wie andere Spiele des Genres.

Auch wenn das „Yager“-Spiel technisch nicht mit den ganz großen Militär-Shootern – der „Battlefield“-Serie von Electronic Arts und der „Call of Duty: Modern Warfare“-Serie von Activision – mithalten kann, ist „Spec Ops – The Line“ trotzdem ein Blockbuster-Titel, der ein Budget von insgesamt (Entwicklungskosten, Marketing, usw.) 30 bis 40 Millionen Euro gehabt haben soll und damit das bislang teuerste Spiel aus deutscher Produktion wäre.[8] Konkrete Verkaufszahlen liegen noch nicht vor, zumindest beim Elektro-Fachhändler „Saturn“ soll das Spiel aber sehr oft über die Ladentheke gehen.[9]

„Spec Ops – The Line“ trägt zur Massenkultur bei und verbreitet dabei Ansichten, die im Folgenden näher beleuchtet werden sollen: zunächst soll der Einzelspieler-Modus – die Story-Kampagne – detailliert vorgestellt werden. Danach folgt eine kurze Vorstellung des Mehrspieler-Modus, der im Vergleich zu anderen Militär-Shootern aber klein ausfällt – das Herzstück von „Spec Ops“ liegt eindeutig auf der Kampagne. Einen Kooperations-Modus, bei dem mehrere Spieler gemeinsam gegen computergesteuerte Gegner kämpfen, gibt es (noch) nicht. Dieser soll aber im August 2012 als kostenlose Erweiterung nachgereicht werden, inhaltlich aber bis auf den Ort des Geschehens – Dubai – keine Überschneidungen mit der Einzelspieler-Kampagne haben.[10] Nach der Vorstellung folgt ein kurzer Vergleich mit dem 1979 veröffentlichten Spielfilm „Apocalypse Now“ von Regisseur Francis Ford Coppola. „Yager“ hat sich bei der Geschichte von „Spec Ops“ an dem Film und der ihm zugrunde liegenden Erzählung „Herz der Finsternis“ von Joseph Conrads aus dem Jahr 1899 orientiert. Anschließend werden die im Videospiel getroffenen Aussagen herausgearbeitet – dabei geht es vor allem um „humanitäre Militärmissionen“  – und Vergleiche zur Realität gezogen werden: stimmen die Aussagen mit der Realität überein oder sind sie militaristische Propaganda? „Spec Ops – The Line“ ist ein durchaus brutales Spiel, die Entwickler sparen nicht an virtuellem Blut und grausamen Szenen. Wie sich dies zum deutschen Jugendmedienschutz verhält und ob die Gewalt nicht sogar eine friedensfördernde Wirkung haben kann, soll in einem weiteren Text-Abschnitt behandelt werden. Da – soweit bekannt – die Spielentwickler keine Verbindungen zum Militär haben und auch keine Rüstungsunternehmen an „Spec Ops“ mitgewirkt haben, gibt es dazu kein eigenes Kapitel – kleinere Anmerkungen finden sich zwischendurch in anderen Textstellen. Auch der für das Spiel betriebene Werbeaufwand hielt sich im Rahmen – er bestand lediglich aus Kurzvideos im Internet und Werbeanzeigen – und wird deshalb ebenfalls nicht gesondert behandelt. Am Ende der Studie folgt ein Fazit über „Spec Ops – The Line“, in dem die Ergebnisse der Untersuchung zusammenfassend dargestellt werden.


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Inhaltsverzeichnis

1. Die Story
1.1 Einzelspieler-Kampagne
1.2 Multiplayer-Modus
2. Der Hintergrund
2.1 Apocalypse Now
2.2 Humanitäre Militärmission
2.3 Virtuelle Gewalt für realen Frieden
2.4 „Spec Ops – The Line“ ein Antikriegs-Videospiel?
3. Fazit: „Spec Ops – The Line: Das virtuelle Schlachtfeld“


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Anmerkungen

[1] Reißmann, Ole: „Spec Ops: The Line“ – Wahnsinn in der Wüste, in: www.spiegel.de, 10. Juli 2012 – letzter Zugriff am 13. Juli 2012.
[2] N. N.: Actionspiel „Spec Ops: The Line“ im Test – Das Anti-„Call of Duty“ aus Deutschland, in: www.bild.de, 29. Juni 2012 – letzter Zugriff am 10. Juli 2012.
[3] N. N.: „Spec Ops – The Line“ – Pazifismus mit der Waffe in der Hand, in: www.derwesten.de, 7. Juli 2012 – letzter Zugriff am 18. Juli 2012.
[4] Schmitz, Petra: Spec Ops: The Line im Test – Die durch die Hölle gehen, in: www.gamestar.de, 26. Juni 2012 – letzter Zugriff am 18. Juli 2012.
[5] Vgl. Lindemann, Thomas: Antikrieg in der Wüste, in: www.welt.de, 3. Juli 2012 – letzter Zugriff am 19. Juli 2012.
[6] Für diese Studie wurde „Spec Ops – The Line“ auf der Playstation 3 durchgespielt und das gesamte Spiel auch als Video aufgenommen. Auch Multiplayer-Schlachten wurden gespielt und aufgezeichnet.
[7] Schiffer, Christian: Machtspiele im digitalen Sandkasten – wie politisch sind Computerspiele?, in: Inderst, Rudolf Thomas/Just, Peter (Hrsg.): Contact – Conflict – Combat – Zur Tradition des Konflikts in digitalen Spielen, Boizenburg 2011, S. 71.
[8] Schneider, Christian Fritz: Spec Ops: The Line – Vermutlich teuerste deutsche Spielproduktion (Update), in: www.gamestar.de, 9. Mai 2011 – letzter Zugriff am 13. Juli 2012.
[9] Heinke, Tim: PS3-Spiele-Charts KW27 2012: Die Top 20 der PS3-Spiele – Spec Ops: The Line auf Platz 2, Fifa 12 an der Spitze, in: www.videogamezone.de, 9. Juli 2012 – letzter Zugriff am 13. Juli 2012.
[10] Linken, Andre: Spec Ops: The Line – DLC mit Koop-Modus erscheint voraussichtlich im August, in: www.gamestar.de, 27. Juni 2012 – letzter Zugriff am 13. Juli 2012.