Quelle: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. - www.imi-online.de

IMI-Aktuell 2020/186

Enders und die Bombe

(05.03.2020)

Kaum war seine Zeit als Chef des Rüstungsriesen Airbus beendet, heuerte Tom Enders als neuer Vorsitzender der “Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik” an (siehe IMI-Standpunkt 2019/022). Nun nutzt er die Gelegenheit und steigt ebenfalls in die Debatte um eine mögliche Europäisierung des französischen Atomwaffenarsenals ein (siehe IMI-Standpunkt 2020/4b). In der Zeit schreibt er: „Die Bundesregierung darf aber eine sich rapide verändernde Wirklichkeit nicht ignorieren. Um es im Gegenteil klar zu sagen: In Zeiten einer bröckelnden transatlantischen Allianz, in denen die US-Regierung Außenpolitik eher als Bilanzrechnung betrachtet denn als Langfristinvestment, ist die Zeit reif für einen mutigen Schritt hinein in eine neue europäische Sicherheitsarchitektur. Zu ihr gehört ein eigener Atomschirm. […] Allerdings ist der Aufbau einer schlagkräftigen Europäischen Verteidigungsunion ohne nukleares backing schlechterdings nicht vorstellbar. […] Der erste Schritt in diese Richtung kann eine Nuklearkooperation zwischen Frankreich und Deutschland sein. Sollten die Franzosen den Deutschen mindestens vergleichbare Bedingungen für eine nukleare Teilhabe anbieten, wie dies die Vereinigten Staaten bisher tun, dann sollte die Bundesregierung auf diesen Weg einschwenken. […] Gut, dass Macron die Bundesregierung nun dazu zwingt. Denn eine verantwortliche deutsche Außen- und Sicherheitspolitik muss die nuklearen Optionen der Bundesrepublik Deutschland realpolitisch und nüchtern diskutieren. Keine Option sollte von vornherein als tabu gelten. […] Deswegen sollte die Bundesregierung das Angebot Macrons beherzt aufgreifen.“ (jw)

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Quelle: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. - www.imi-online.de