IMI-Aktuell 2014/584

Wer finanziert den IS?

von: 7. November 2014

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Hans Leyendecker und Georg Mascolo veröffentlichten gestern in der Süddeutschen Zeitung einen interessanten Hintergrundbericht zu den Einnahmen des „Islamischen Staates“ (IS) aus dem Verkauf von Öl. Kernaussage ist darin, dass diese weit geringer sind als die gängigen Schätzungen zwischen einer und teils sogar drei Milliarden Dollar jährlich: „Der BND kam jetzt zu dem Ergebnis, dass sich die diversen Einnahmeschätzungen vor allem auf Angaben der Nichtregierungsorganisation Iraq Energy Institute stützen, auf die sich offenbar auch das Centcom beziehe. Die Schätzungen des Instituts seien, in Teilen zumindest, ‚wenig realistisch‘ und ‚nicht plausibel‘. ‚Bei genauerer Betrachtung‘ jedenfalls erwiesen sich die ‚Spekulationen über derart hohe Einnahmen als weit übertrieben‘. Der BND geht davon aus, dass die IS-Ölgeschäfte derzeit weniger als hundert Millionen Dollar im Jahr bringen. Diese Schätzung sei vermutlich immer noch zu hoch. ‚Perspektivisch‘ betrachtet dürften die Erlöse sogar ‚erheblich niedriger liegen‘“.

Da stellt sich doch die Frage, wie die teils auch vom US Central Command kolportierten Schätzungen so weit daneben liegen konnten – eine mögliche Erklärung, auch wenn es dafür natürlich keine Beweise gibt, könnte darin liegen, dass es durch den Verweis auf hohe Öleinnahmen vermieden werden konnte, die Aufmerksamkeit auf andere Quellen (Türkei, Katar, Saudi Arabien…) zu richten, die für die „gute“ finanzielle Ausstattung der Terrorgruppe verantwortlich sind. (jw)