Pressebericht - in: Tagblatt-Anzeiger, 1.9.2010

Mehr Krieg mit Freiwilligen

Tobias Pflüger erwartet einen Werbefeldzug der Bundeswehr

von: Pressebericht / Stefan Zibulla / Tagblatt-Anzeiger | Veröffentlicht am: 2. September 2010

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Mit der Abschaffung der Wehrpflicht würde die Bundesregierung zwar eine Forderung der Friedensbewegung erfüllen. Trotzdem fürchtet Tobias Pflüger von der Tübinger Informationsstelle Militarisierung (IMI), dass die Bundeswehr dann völlig ungeniert zu Kriegseinsätzen in Afghanistan einmarschieren kann.

Die Abschaffung der Wehrpflicht wird nicht nur von Tobias Pflüger gefordert. Auch Karl-Theodor zu Guttenberg denkt inzwischen laut darüber nach. Trotzdem hält Pflüger den Verteidigungsminister nicht für einen geeigneten Verbündeten im Kampf gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr. „Guttenberg will eine effektive und kriegstaugliche Bundeswehr“, betont Pflüger, der im Vorstand der Partei „Die Linke“ für Friedens- und Außenpolitik zuständig ist. „Und dabei nimmt er die Abschaffung der Wehrpflicht als Kollateralschaden in Kauf.“

Die große Mehrheit der Deutschen lehnt eine Beteiligung der Bundeswehr am Krieg in Afghanistan ab. Und der Einsatz von freiwillig längerdienenden Wehrpflichtigen stößt immer wieder auf Kritik. „Solche Proteste werden bei freiwilligen Soldaten verstummen“, vermutet Pflüger. „Ohne Wehrpflicht sind Bundeswehreinsätze im Ausland gesellschaftlich eher akzeptiert.“

England, Frankreich und die USA finden auch ohne Wehrpflicht genügend Rekruten für ihre Kriegseinsätze. Das Beispiel dieser Länder belegt für Pflüger auch: „Je höher die Arbeitslosigkeit, desto attraktiver wird das Militär für junge Menschen.“ Schon jetzt kommen rund 60 Prozent der Freiwilligen in der Bundeswehr aus den neuen Bundesländern, stellt Pflüger beim Blick in die Statistik fest. „Das ist eine von Ostdeutschen dominierte Unterschichtsarmee.“

Zudem erwartet Pflüger einen massiven Werbefeldzug der Bundeswehr. „Sie wird mit vielen Vergünstigungen wie einem kostenlosen Studium neue Rekruten anlocken.“

Im Internet wirbt die Bundeswehr derzeit mit „interessanten Aufgaben“ und einem „attraktiven Gehalt“. „Wir bieten leistungsfähigen Frauen und Männern attraktive Karrieremöglichkeiten als Offizier, Feldwebel, Unteroffizier oder in der Laufbahn der Mannschaften“, heißt es unter www.bundeswehr-karriere.de.