IMI-Standpunkt 2008/064

Frontex ist ein Beispiel für die Heuchelei der EU


von: Tobias Pflüger | Veröffentlicht am: 18. Dezember 2008

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Was hat die Agentur Frontex mit Entwicklung zu tun? Sehr viel. Jean Ziegler, der ehemalige UN-Sonderbeauftragte für das Recht auf Nahrung, hat den Zusammenhang in der Zeitschrift le monde diplomatique im März dieses Jahres klar beschrieben. Er sagt:

„Damit sind wir wieder bei Frontex und der Heuchelei der Brüsseler Kommissare, die auf der einen Seite die Hungersnot in Afrika organisieren und auf der anderen Seite die Opfer ihrer Politik, die Hungerflüchtlinge, kriminalisieren.“

Konkrete Beispiele: Die EU betreibt ein Agrardumping und vernichtet damit den afrikanischen Nahrungsmittelanbau und damit ist es mehr und mehr so, dass Menschen fliehen müssen. Es werden insbesondere auch durch Fischfabrikschiffe aus der EU Fischgründe abgefischt – innerhalb der verschiedenen Meilenzonen afrikanischer Staaten und es gibt eine rapide Zerstörung traditioneller Fischereidörfer zum Beispiel in der Sahel-Zone, aber auch Mali und Guinea Bissau sind da Beispiele.

Wir haben mit Frontex eine Einrichtung die konkret abschottet und Abschiebungen organisiert, auch ohne Rücksicht auf die Genfer Flüchtlingskonvention. Inzwischen werden auch Massenabschiebungen wie am 14. November aus Wien aus 11 EU-Staaten organisiert.

Es ist sehr häufig die Rede von Solidarität – Solidarität bezieht sich aber hier nicht etwa auf Solidarität mit Menschen, die fliehen, sondern Solidarität zwischen den verschiedenen EU-Ländern und ich denke, was notwendig ist, ist völlig klar, dass man mit denjenigen, die aus völlig unerträglichen Lebensbedingungen fliehen, mit den Menschen solidarisch ist.

Frontex schafft nur längere Fluchtwege und bringt überhaupt keine Lösung und deshalb ist das einzig sinnvolle, das man fordern kann die Auflösung von Frontex. Ich rate in diesem Zusammenhang sich auch mal Stellungnahmen aus Afrika anzuschauen. Wie zum Beispiel von der ehemaligen Kultur- und Tourismusministerin von Mali, Aminata Traoré, die ganz klar gesagt hat:

„Die menschlichen, finanziellen und technologischen Mittel, die Europa gegen die Migrationswellen aus Afrika einsetzt, sind in Wahrheit die Werkzeuge eines Krieges zwischen dieser Weltmacht und jungen Afrikanern aus Stadt und Land, deren Recht auf Bildung, wirtschaftliche Betätigung, Arbeit und Nahrung in ihren Herkunftsländern unter der Knute der strukturellen Anpassung vollkommen missachtet wird.“