10 Jahre IMI

von: 7. März 2006

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Online-Zeitschrift „IMI-List“
Nummer 0228 ………. 10. Jahrgang …….. ISSN 1611-2563
Hrsg.:…… Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Claudia Haydt / Tobias Pflüger / Jürgen Wagner
Abo (kostenlos)…….. IMI-List-subscribe@yahoogroups.com
Archiv: ……. https://www.imi-online.de/mailingliste.php3
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Liebe Freundinnen und Freunde,

Morgen ist es so weit: Am Sonntag den 5. März ab 16 Uhr feiert die
Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. ihren 10. Geburtstag!

Das wollen wir zusammen mit möglichst vielen anderen tun, mit denen,
die uns während der letzten Jahren unterstützt haben, mit denen, die
unsere Informationsarbeit interessant finden und natürlich auch mit
denen, die uns erst kennen lernen wollen.

Wir freuen uns, wenn Ihr und Sie den Weg findet ins Sudhaus in
Tübingen, Hechingstraße 203.

16.00 Uhr – Sektempfang mit PD Dr. Johannes Becker im IMI-Büro
(Sudhaus): 10 Jahre IMI – Weltweite Kriege und antimilitaristische
Optionen für das 21. Jahrhundert

20.00 Uhr – Günes Theater mit dem Stück „Krieger“ im Großen Saal
(Sudhaus). Nähere Informationen siehe unten.

Im Anschluss feiern wir mit allen, die Lust haben, einfach weiter.

Anfahrtsbeschreibung:
Wer mit öffentlichen Verkehrmitteln kommt, was bei dem schlechten
Wetter zu empfehlen ist, der steigt vor dem Hauptbahnhof jeweils zu
vollen und zur halben Stunden (14:30; 15:00 usw.) in den Bus Linie 5
(Richtung Gartenstadt, Nelkenweg) und verlässt diesen Bus 14 Minuten
später an der Haltestelle Fuchsstraße, das Sudhaus liegt dann direkt
vor Euch und Ihnen, es muss nur noch durch die Unterführung gegangen
werden.

Wenn Ihr und Sie uns nicht findet oder noch Fragen habt, einfach
anrufen. Am Sonntag ab 12 Uhr sind wir im IMI-Büro zu erreichen unter
07071-49154 oder 0172-9725410.

Alle näheren Informationen finden sich auch unter
https://www.imi-online.de/10jahre.php3
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Ein erster Pressebericht über das IMI-Jubiläum wurde gestern
veröffentlicht:

In: Schwäbisches Tagblatt, 3. März 2006
„Sie reden vom Frieden“ – Die Tübinger „Informationsstelle
Militarisierung“ feiert im Sudhaus ihr zehnjähriges Bestehen
https://www.imi-online.de/print.php3?id=1309

Sie reden vom Frieden

Die Tübinger „Informationsstelle Militarisierung“ feiert im Sudhaus
ihr zehnjähriges Bestehen

TÜBINGEN (bei). Mit Sektempfang, Vortrag und Theater begeht die
Informationsstelle Militarisierung (IMI) ihr Zehnjähriges. Besonders
gefragt ist der Tübinger Verein immer dann, wenn ein Krieg mit
deutscher Verwicklung droht.

Propheten des Unheils wollen die Mitarbeiter der Informationsstelle
Militarisierung nicht sein. Die Aktivisten aus der Friedensbewegung
liegen mit ihrer Lageeinschätzung aber oft richtig. Am 20. März 1996
schlossen sie sich zusammen. Anlass war die Gründung der
Elitesoldaten-Truppe Kommando Spezialkräfte (KSK) in Calw fast am
gleichen Tag. 1998 stellten sie ihren ersten Kongress unter das Motto
„Sie reden vom Frieden und planen den Krieg“. 1999 beteiligte sich die
Bundeswehr zum ersten mal direkt an einer kriegerischen
Auseinandersetzung.

Für Tobias Pflüger – als Europa-Abgeordneter auf der Liste der
Linkspartei prominentester Tübinger Mitarbeiter – lesen sich auch die
jüngsten Berichte der New York Times über die BND-Verstrickungen „fast
wie die ersten Analysen, die wir über die deutsche Beteiligung am
Irak-Krieg geschrieben haben“. Auch den drohenden Feldzug gegen den
Iran bekommt die IMI zu spüren. Sicheres Anzeichen ist die Nachfrage
nach der Internetseite des Vereins (https://www.imi-online.de). Die
steigt gerade wieder. Im Februar gab es 300.000 Seitenbesuche).

Weites Netz geknüpft

Die sechs Leute, die das Büro im Sudhaus umtreiben, machen aber keine
Kriegsvorhersagen. Bildungsarbeit ist das Ziel, sagt Claudia Haydt,
eine der Beteiligten. Die IMI habe da durchaus eine bundesdeutsche
Rolle: „Da gibt es fast niemand anderes.“ Neben den Tübingern hat die
IMI nämlich ein ganzes Netz von Expert(inn)en. Gut 15 davon aus der
Region zwischen Karlsruhe und Schorndorf treffen sich monatlich in
Tübingen. Noch mal gut 25 sind über die ganze Republik verteilt. Dazu
gehören eine Göttinger Ärztin als Spezialistin für die Verbindung zum
Krankenwesen der Bundeswehr oder auch Kenner des
Bundeswehr-Rüstungsprogramms aus Hamburg.

Schwerpunkt der IMI-Arbeit ist die Bundeswehr und ihre Entwicklung.
Anfragen dazu kommen von Parlamentariern oder Schulbuch-Verlagen. Das
Interesse der IMI-Autoren geht aber weiter. Das Buch „Globalisierung
und Krieg“ oder die Analyse der EU-Verfassung verkaufen sich gut.
Besonders lieb sind den Friedensaktivisten gelungene Einflussnahmen
etwa gegen die EU-Verfassung. Die hätte ihrer Einschätzung nach eine
zunehmende Militarisierung der Bundesrepublik bedeutet. Das
Grundgesetz verbiete immerhin noch die Vorbereitung eines
Angriffskrieges, nach IMI-Lektüre der EU-Verfassung würde das Militär
zum legitimen Mittel der Außenpolitik. Aus Tübingen kam eine der
„analytischen Unterfütterungen“, die zur Ablehnung der Verfassung
führten, glaubt Andreas Seifert.

Für gleiche Standards

Ob jemand auf die Tübinger Aktivisten hört, um einen Krieg gegen den
Iran abzubiegen? Deeskalierend würde eine Nichtangriffsgarantie
gegenüber der iranischen Regierung wirken, meint Jürgen Wagner. „Wenn
es darum gehen würde, den Krieg zu verhindern, hätte man das Problem
damit vom Tisch.“ Zudem könne eine Debatte über den Inhalt des
Atomwaffen-Sperrvertrages helfen. Es sei wohl nicht ganz im
Bewusstsein, dass Deutschland mit dem Forschungsreaktor im bayrischen
Garching auch waffenfähiges Uran anreichern könne. Solche doppelten
Standards möchte das IMI öffentlich machen.

Kampfeslustig feiern

Zum zehnjährigen Bestehen gibt es eine kleine Verschnaufpause an der
friedenspolitischen Front. Am Sonntag wird im Sudhaus gefeiert. Prof.
Johannes Becker vom Koordinations-Zentrum für Konflikt-Forschung in
Marburg hält – nach einem Sektempfang um 16h – einen Vortrag über
„Weltweite Kriege und antimilitaristische Optionen“. Um 20h zeigt das
Frankfurter Günes-Theater sein Stück „Krieger“. Im Mittelpunkt stehen
– die KSK lässt grüßen – versprengte Kämpfer einer Spezialeinheit. Mit
„wir feiern und sind kampfeslustig“, umreißt Claudia Haydt das Programm.

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Günes Theater

Krieger – Ein Verdrängungsspiel

Vier Mitglieder einer Spezialeinheit aus drei Ländern, die
unterschiedliche Sprachen (deutsch, englisch und türkisch) sprechen,
haben im Kriegseinsatz den Kontakt zu ihrer Basis verloren. Sie
befinden sich an einem isolierten Ort in einem leeren Land.

Der Captain der Gruppe liegt leblos am Boden, von Mary gepflegt und
bemuttert. George versucht das Funkgerät zu reparieren. Atakan sammelt
und hortet Utensilien.
Wie geht es weiter? Was ist mit ihrem Auftrag? Gelten die Befehle und
Richtlinien des Offiziers noch? Die Ressourcen sind endlich. Ist es
besser, nichts zu tun und auf Rettung zu hoffen oder auszubrechen und
Rettung zu suchen?

Die Antwort suchen sie im Spiel. Kindliche und gesellschaftliche
Spiele um Anerkennung, Macht und Einfluss dienen als Vorlage. Die
Realität wird mehr und mehr verdrängt und erscheint als Spiel mit
Reset-Knopf, als kitzliges Experiment mit dem Game-Over. Obwohl die
Videoeinspielungen immer deutlicher werden, mutieren die Akteure zu
clownesken Figuren, gefangen in ihrer Angst, ihrer Eitelkeit, ihrem
Egoismus.

Das seit 1991 bestehende Günes Theater versteht sich als
transnationales Kollektiv und entwickelt seine Stücke mit den
Schauspielern aus der Probenarbeit heraus. In ihrer düsteren Parabel
stellen sie das Spiel als mächtige gesellschaftsbildende Kraft dar,
die disfunktional und abgehoben die Realitätsflucht antreibt.
Augenzwinkernde Seitenhiebe auf kulturelle Stereotypen und Klischees
bleiben nicht aus, haarsträubende Absurditäten werden genüsslich
zelebriert.

Das Günes Theater, das sich in Frankfurt etabliert hat, zeigte 2002
sein viel-beachtetes Stück
»Das Testament« über Leben und Werk des anatolischen Literaten Nazim
Hikmet.

Spielende: Cüneyt Sezer, Christine Gocht, Kemal Dincer, Müjdat Albak.
Konzept, Bühne: Frank Reineke, Lichttechnik: Özcan Salman,
Inszenierung: Tülay Yongaci, Müjdat Albak