Donalds Rumsfelds Vergangenheit als Berater des Irak

Auszug aus der Sendung "Politisches Forum" vom 18.11.2002, BR2

von: Matthias Finck / BR2 / Klaus Stampfer / Dokumentation | Veröffentlicht am: 11. Dezember 2002

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Am 18.11.2002 hatte BR2 um 19 Uhr in der Sendung „Politisches Forum“ einen Beitrag zu den Waffeninspektoren im Irak gesendet. Aus meiner Aufzeichnung dieser Sendung habe ich folgenden Ausschnitt abgeschrieben. Der Bayrische Rundfunk, dem bestimmt kein Anti-Amerikanismus unterstellt werden kann, hat hier u.a. darüber berichtet, wie der heutige Scharfmacher Rumsfeld vom Giftgaskrieg des Irak gegen den Iran und gegen die Kurden wusste und an der Aufrüstung des Iraks beteiligt war.

Mit solidarischen Grüßen Klaus Stampfer, Augsburg

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Auszug aus der Sendung „Politisches Forum“ vom 18.11.2002, BR2

Noch geht ein Teil der internationalen Gemeinschaft davon aus, dass es nicht notwendig sein wird, gegen den Irak gewaltsam vorzugehen. Die Führung in Washington ist da freilich ganz anderer Auffassung. Die Massenvernichtungswaffen, die man jetzt sicherstellen und vernichten müsste, hätte der Irak bei seinem Feldzug gegen das Nachbarland Iran eingesetzt. Da sind sich die Herren Rumsfeld und Co ziemlich sicher. Gerade Donald Rumsfeld, der amerikanische Verteidigungsminister, muss es wissen, hat er doch einst mit Bagdad in dieser Sache, wenn auch in ganz anderem Vorzeichen, verhandelt.

Matthias Finck über eine seltsame Allianz in einer Zeit als die USA den Irak noch zum Freund hielten und ihn entsprechend auch mit Waffen versorgten:

„Der Tod kam nachts und hatte sich getarnt mit einem süßlichen Duft von Äpfeln. Nervengas, versprüht aus Kampfhubschraubern. Als die Angreifer wieder fort waren, lagen in der Stadt Halabschah um die 5000 Tausend Leichen, Frauen und Männer, Kinder und Alte, getötet durch das Nervengift VX. Dieser Gasangriff ist der Beweis, dass Sadam Hussein nicht zögert, gegen seine Feinde chemische Waffen einzusetzen.

Doch der Tod in dem von Kurden besiedelten Norden Iraks war nicht der erste Einsatz chemischer Waffen durch das Regime in Bagdad. Gut viereinhalb Jahre zuvor gingen Meldungen um die Welt, dass Irak im Krieg mit seinem Nachbarn Iran zum Einsatz von chemischen Waffen, sprich Nervengas, übergegangen war. Natürlich war dies auch in Washingtons Regierungskreisen niemanden verborgen geblieben. Doch es hinderte den damaligen Präsidenten Ronald Reagan und seine Regierung nicht, die sich gerade bestens entwickelnden Beziehungen zum Regime in Bagdad weiter zu pflegen.

1982 hatte das Außenministerium in Washington Irak von der Liste jener Staaten gestrichen, die Terrorismus unterstützen. Das bedeutete, Irak konnte fortan Kredite und Kreditgarantien bekommen, die es dem Land ermöglichen, Waren und Technologien aus den Vereinigten Staaten zu erwerben, dabei immer kräftig unterstützt von der Regierung in Washington. Am 21. Dezember 1983 reiste ein gewisser Donald Rumsfeld nach Bagdad, damals Sondergesandter des Präsidenten für den Nahen und Mittleren Osten, heute Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten. Rumsfeld sprach persönlich bei Saddam Hussein vor mit dem Ziel, die Beziehungen zum Irak auf eine neue Basis zu stellen. Dass vier Monate zuvor die ersten Kampfgaseinsätze der Iraker gegen iranische Soldaten publik geworden waren, schien niemanden zu beunruhigen.

Irak war für die USA kein Problem, Iran war das Problem. Die Furcht, dass das Mullah-Regime seine islamisch-fundamentalistische Revolution über den gesamten Nahen und Mittleren Osten verbreiten könnte. Irak war in der Sicht Washingtons nicht gerade ein guter Freund, aber das kleinere Übel, gemäß der Devise: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.

Irak genoss fortan alle Vorteile, die ein solcher Freund hat. Es bekam geheimdienstliche Unterstützung für den Krieg, der wohlgemerkt auch mit chemischen Waffen geführt wurde. Irak bekam auch Güter für den sogenannten dualen Gebrauch, also für zivilen und militärischen Einsatz. Die Liste liest sich unglaublich: Biologische und bakteriologische Kampfstoffe wie Milzbrand-Erreger, Technologie für die Herstellung chemischer Waffen, Computer-Technologie für Raketenbau, Hubschrauber, auch jene, mit denen der verheerende Angriff gegen die Kurden geflogen worden war. Das Handelsministerium gab, trotz zeitweiliger Bedenken aus den Geheimdiensten und dem Außenministerium, seine Zustimmung. Schließlich waren die Adressaten keine militärischen Einrichtungen, sondern Forschungslabors, etc.

Der nächtliche Giftgaseinsatz gegen die Kurden hatte weltweites Entsetzen und Empörung ausgelöst. Doch diese seltsame Allianz lies sich nicht erschüttern. Auch das Ende des irakisch-iranischen Krieges brachte weder Ronald Reagan noch seinen Nachfolger Georg Bush, den Älteren, zu Besinnung. Erst der Einmarsch der Iraker in Kuwait, sorgte dafür, dass man in Washington erkannte, wen man da groß gemacht hatte.“