Quelle: Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. - www.imi-online.de

in: Telepolis, 06.09.2002

Alliierte und ein Rennpferd für den Frieden

Zum Jahrestag der Anschläge des 11. September werden neue Werbespots im amerikanischen Fernsehen gezeigt, die Saudi-Arabien als guten Verbündeten präsentieren

Dirk Eckert (06.09.2002)

Saudi-Arabien hat mehrere US-amerikanische Werbeagenturen beauftragt, um das Bild des Königreiches in den Staaten aufzupolieren. Die Pflege der Beziehungen zu den USA, der bestimmenden Macht im Nahen Osten, ist den Ölscheichs fünf Millionen Dollar wert.

Einer neuen Umfrage zufolge sehen inzwischen 63 Prozent der Amerikaner Saudi-Arabien negativ. Und das, obwohl seit dem 11. September im amerikanischen Fernsehen und Radio bereits Hunderte von Werbespots gelaufen sind, die den Amerikanern ein freundliches Bild des Landes vermitteln sollten, aus dem 15 der 19 Attentäter des 11. September stammten.

In einem der neuen [1]Spots werden die saudische und die amerikanische Flagge gemeinsam gehisst. Zu Klaviermusik sagt der Sprecher mit gedämpfter Stimme:

Im Krieg gegen den Terrorismus müssen wir alle unsere Rolle spielen. Unser Land ist ein Verbündeter seit über 60 Jahren.

Am Ende wehen beide Flaggen harmonisch im Wind. Ein anderer Spot [2]zeigt alle Präsidenten der USA seit Franklin D. Roosevelt mit dem jeweiligen saudischen Herrscher und beschwört die Zusammenarbeit beider Länder. Beide Spots preisen Saudi-Arabien als „Alliierten gegen den Terrorismus“ bzw. „Alliierten für den Frieden“. Nicht zuletzt erfahren die Zuschauer, dass das Land in Zeiten des Terrors ein Garant für einen stabilen Ölpreis ist.

Produziert wurden die Werbefilme von der PR-Firma Qorvis Communications, die für ihre Arbeit von Saudi-Arabien 200.000 Dollar pro Monat bekommen soll. Michael Petruzzello, einer der Gründer von Qorvis, [3]nannte Saudi-Arabien einen „faszinierenden Kunden in einer faszinierenden Zeit“ und berichtete, dass sich das Land im Oktober letzten Jahres an seine Agentur gewandt habe. Auch andere Agenturen bekamen nach dem 11. September Aufträge von den Saudis. Patton Boggs, eine der angesehensten Werbeagenturen in Washington und bekannt für gute Kontakte zu den Demokraten, verdiente in der ersten Hälfte des Jahres 170.000 Dollar. Patton Boggs ist außerdem an Qorvis mit 15 Prozent beteiligt.

Fast genau so viel nahm Akin, Gump, Strauss, Hauer & Feld ein, nämlich 161.799 Dollar. Immer noch einen Vertrag mit der saudischen Regierung hat Frederick Dutton. Der frühere Mitarbeiter von John F. Kennedy hat bereits früher für diese Regierung gearbeitet und hat nach dem 11. September die Saudis beim Umgang mit den Terror-Anschlägen beraten. Seine Einnahmen beliefen sich dabei auf 536.000 Dollar. Auch den Republikaner nahestehende Firmen und Berater wurden angeheuert.

Lobby-Arbeit von Staaten bei den Entscheidungsträgern der USA ist keine Seltenheit. Im ersten Halbjahr 2001 hat bspw. Israel 5,1 Millionen Dollar ausgegeben, Japan sogar 24,6 Millionen. Saudi-Arabien kam damals auf gerade 256,770 Dollar. Das Land habe sich dann entschlossen, mehr Geld für eine längerfristige Strategie auszugeben, wie Adel al-Jubeir, ein Berater der saudischen Regierung, erklärt laut „New York Times“:

„Wir waren nicht sehr gut im Kommunizieren, denn wir selber haben keine offene Kultur.“

Dass das Königshaus professionelle Hilfe braucht, verwundert nicht. Ein Land wie Iran, von Bush immerhin zur „Achse des Bösen“ gerechnet, ist im Vergleich zu dem Regime in Riad geradezu liberal. Die Unterstützung des Königshauses für Islamisten in aller Welt ist bekannt. Selbst in der außenpolitischen Elite kommen deshalb Zweifel am Bündnis mit den Saudis auf. Im Defense Policy Board, einem Beratungsgremium des Verteidigungsministerium, hat Laurent Murawiec, ein Mitarbeiter der einflussreichen [4]Rand Corporation, gefordert, die USA sollten Saudi-Arabien als Gegner ansehen. Die Spitze der Bush-Administration beeilte sich sogleich zu versichern, dass die Regierung an der Allianz mit Saudi-Arabien festhalten wolle. Am 27. August empfing Bush demonstrativ den saudischen Kronprinz Abdullah auf seiner Ranch in Texas und versicherte ihm die „ewige Freundschaft“ zwischen den beiden Ländern. Inzwischen haben Verwandte von Opfern der Terroranschläge Saudi-Arabien auf 300 Milliarden Dollar verklagt. Die königliche Familie hat sich nun zu einem persönlichen Geschenk an die Angehörigen entschlossen: Ein Rennpferd, das dieses Jahr zwei wichtige Rennen in den USA gewonnen hat. Das Präsent soll bei der Gedenkfeier in Ground Zero überreicht werden. Der Besitzer des Tieres, Prinz Ahmed bin Salman, ist übrigens im Juli verstorben.

Links
[1] http://www.odwyerpr.com/0814flags.asf
[2] http://www.odwyerpr.com/0814allies.mov
[3] http://www.washingtonpost.com/ac2/wp-dyn?pagename=article&node=&contentId=A59403-2002Mar20Found=true
[4] http://www.rand.org

Original-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/13197/1.html
und: http://www.dirk-eckert.de/texte.php?id=311

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