in: PFORZHEIMER ZEITUNG 15.03.2002

„Geheimniskrämerei ein Ende machen“

Kritik vor passender Kulisse

von: Nicola Hiller / Dokumentation / Pressebericht | Veröffentlicht am: 17. März 2002

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CALW. Kritik vor passender Kulisse: Vor der Kaserne in Calw hat die Informationsstelle Militarisierung (IMI) gestern Abend ein „Ende der Geheimniskrämerei“ um den Einsatz des Kommando Spezialkräfte (KSK) und dessen Auflösung gefordert.

„Die fehlende Offenheit schürt nur Ängste in der Bevölkerung“, sagte Tobias Pflüger, „Scharping sollte endlich zugeben, dass wir uns an einem blutigen Kampfeinsatz beteiligen.“ Was die Art des Einsatzes und die Anzahl der Soldaten angeht, plädierte er für mehr demokratische Transparenz, ähnlich wie es in Norwegen praktiziert wird.

Nach deren Informationen geht er davon aus, dass das KSK in Afghanistan „an andauernden Kampfhandlungen beteiligt“ ist. Das Einsatzprofil des KSK sehe vor, dass die Soldaten als Fallschirmjäger hinter feindlichen Linien abgeworfen würden und mitten in Feindesland kämpften, zitierte er die mittlerweile eingestellte Militärzeitschrift „Truppenpraxis“.

Darin sieht Claudia Haydt eine besondere Gefährdung der Zivilbevölkerung: „Denn die Soldaten können nicht zwischen Zivilisten und El-Kaida-Kämpfern unterscheiden und müssen wegen der Geheimhaltung der Operation jeden ausschalten“, sagte das IMI-Mitglied. Zudem machten auch Bomben keinen Unterschied zwischen Kämpfern und Zivilisten. Sie bezog sich dabei auf den Abwurf so genannter Thermobaric-Bomben, die auf Höhlen abgeworfen werden und dort laut Pflüger „alles verbrennen“. 800 Gegner der Alliierten seien in Afghanistan bereits ums Leben gekommen, erklärte Pflüger. Er bezieht sich dabei auf US-Angaben. Von den rund 450 Kampfsoldaten der 1000 Mann starken Eliteeinheit seien derzeit 250 einsatzfähig. Trotz Berichten von mehr als 200 Soldaten, geht Pflüger davon aus, dass zurzeit 92 Mann in Afghanistan im Einsatz sind. Wären es mehr als 100, sei dies ein Bruch des Bundestagsbeschlusses. „Wenn die KSK, wie von Scharping angekündigt, Gefangene macht, und sie an die US-Truppen ausliefern, verstoßen sie gegen Kriegsvölkerrecht“, sagte Pflüger und verweist darauf, dass die USA El-Kaida-Kämpfer nicht als Kriegsgefangene, sondern als unrechtmäßige Kämpfer betrachten. Wegen der ungeklärten Rechtslage forderte er die KSK-Soldaten auf, den Dienst zu quittieren.