in: Badische Zeitung vom 26.01.2002

Ein Krieg der Reichen gegen die Armen

Vortrag von Tobias Pflüger über Krieg und Terrorismus im Nellie Nashorn fand großes Interesse

von: wik / Pressebericht / Dokumentation | Veröffentlicht am: 26. Januar 2002

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LÖRRACH (wik). „Der Krieg, der Terrorismus und wir“, hieß das Thema, das viele Menschen berührt. Über 80 Leute kamen im Nellie Nashorn zusammen, um den Vortrag zu hören und mit dem Politikwissenschaftler Tobias Pflüger über Mflitarisierung und deutsche und amerikanische Politik nach den Anschlägen von New York zu diskutieren. Andreas Riehm-Strammer, evangelischer Pfarrer in Brombach moderierte die Veranstaltung, hat sie mit organisiert und war selbst überrascht über die große Resonanz. Der Vortrag sollte helfen, nicht nur das besser zu verstehen, was seit den Anschlägen auf das World Trade Center geschehen ist, sondern auch beleuchten, auf welchem Nährboden Terror gedeiht. Kritisch äußerte sich Pflüger zur Politik der Bundesrepublik. Das Bekenntnis Schröders zur uneingeschränkten Solidarität hätte eigentlich zum Unwort des Jahres gekürt werden müssen, so Pflüger. Denn der ganze Begriff sei unsinnig, man sei entweder solidarisch oder nicht, und Solidarität könne auch Kritik beinhalten und dürfe nicht blind sein. Durch die Verknüpfung der Vertrauensfrage mit der Entscheidung über den Einsatz der Bundeswehr habe der Bundeskanz1er den Abgeordneten die Pistole auf die Brust gesetzt. Mit diesem Beschluss sei die Regierung vom Parlament „ermächtigt“ worden, 3000 Soldaten weltweit einzusetzen. „Wer für die Regierung stimmte, stimmte für den Kriegseinsatz“, so der Politikwissenschaftler. Das Ganze kostet nicht nur viel Geld, sondern die Btmdeswehr entwickele sich von einer Verteidigungsarmee zu einer Interventionsarmee. Lebhaft diskutiert wurde im Publikum unter anderem die Frage nach der Berechtigung von Kriegseinsätzen der Bundeswehr. Mit den Aktivitäten in Ländern der Dritten Welt verfolgten die westlichen Industrienationen wirtschaftliche Interessen, so Pflüger. Knackpunkt sei, dass wenig Reiche in Norden auf Kosten von immer mehr Armen in der Dritten Welt lebten. Diese strukturelle Gewalt bereite den Boden für Terrorismus. Nach einer Umfrage seien ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland nicht bereit, Kriegseinsätze der Bundeswehr zu tragen. Diese Anzahl spiegle sich nicht im Parlament wieder. Deshalb sei es notwendig, das gesellschaftliche Gruppen sich gegen diese Entwicklung stellten.

Disskussionnen und Mahnwachen: Mahnwachen gegen den Krieg finden regelmäßig donnerstags von 18 bis 18.30 Uhr vor dem Kaufhaus Karstadt statt. Nächster Sonntagstreff: 27. Januar, 20 Uhr im Nellie Nashorn. Die Sonntagsrunde will ein Diskussionsforum bieten.

Der Pressebericht zum Download als PDF-Datei im Original-Layout:
https://www.imi-online.de/download/Tp-Loerrach.pdf