IMI: Der Bodenkrieg hat nun auch offiziell begonnen

von: 6. November 2001

Drucken

Hier finden sich ähnliche Artikel

von Tobias Pflüger

Am 20.10. morgens haben us-amerikanische Spezialeinheiten einen – offiziell bestätigten – Kampfeinsatz am Boden im Süden Afghanistans begonnen. Das Pentagon bezeichnete dies als die „geheime Phase“ des Krieges gegen den Terrorismus. An der jetzigen Kriegsaktion seien ca. 200 Elitesoldaten der Ranger der US-Army beteiligt. Nach US-amerikanischen Medienberichten (NBC und CBS) kämpfen die US-Elitesoldaten im Süden Afghanistans gegen Militäreinheiten der Taliban. Sie seien mit Hubschraubern vom im Indischen Ozean stationierten Flugzeugträger „USS Kitty Hawk“ nach Afghanistan geflogen worden. Begleitet werden die Bodentruppen durch Kampfhubschrauber. Das militärische Engagement – sprich der Krieg – werde sich – so das Pentagon – in den nächsten Tagen „erheblich verstärken“. Diese jetzigen Operationen „können sich jedoch zu einer größeren militärischen Operation ausweiten“.

Vermutlich sind die Elitetruppen mit Fallschirmen in Afghanistan gelandet. Umkämpft ist der Flugplatz von Kandahar. CBS meldete, daß bei der Einnahme des Flugplatzes durch die US-Truppen, dieser „als Gefängnis sowie als Basis“ genutzt werden könnte. In Kandahar befindet sich auch das Hauptquartier der Taliban.

Der offizielle Grund für den Kommandoeinsatz der Rangers sei, so das Pentagon, nach Meldungen von CBS eine Verunsicherung der Taliban. CBS gibt zugleich zu, daß er gebeten worden sei, weitere vorhandene Informationen „zurückzuhalten, bis die Soldaten aus Afghanistan ausgeflogen würden“.

Donald Rumsfeld, der US-Kriegsminister, hatte zuvor bei einer Befragung im Pentagon indirekt den Einsatz von Soldaten in Afghanistan angedeutet: Flugzeuge „können nicht am Boden herumkriechen und Leute aufspüren“, so Rumsfeld.

Im Norden Afghanistans im Gebiet der Nordallianz sind schon länger US-Spezialeinheiten aktiv. Sie koordinieren dort ihre Kriegsaktionen mit der Nordallianz. Die Nordallianz gibt bisher lediglich acht US-Spezialisten zu, die zusammen mit ihrem General Abdul Raschid Dostum im Norden des Landes aktiv seien. Nach Angaben der Nordallianz (so jedenfalls Ustad Attah Mohammad, einer ihrer Kommandeure) gehörten die US-Soldaten „offenbar der Aufklärung oder dem Geheimdienst an“ und seien keine „regulären Soldaten“.

Rumsfeld hat inzwischen auch das offene „Geheimnis“ einer direkten Koordination und Waffenunterstützung der Nordallianz offiziell betstätigt: Die USA liefere Nahrungsmittel, Munition und Geld. Die Koordination und Zusammenarbeit mit der bombenden US-Luftwaffe sei gut.

Damit haben die angreifenden US-Truppen wieder wie im NATO-Krieg gegen Jugoslawien eine „örtliche Bodentruppe“. Im Süden Afghanistans stellen sie nun spätetsens seit heute die Bodentruppe selbst. In Medien in den USA und Deutschlands wird über die konkreten Anforderungen der USA an Deutschland bezüglich militärischer Hilfe beim Rachefeldzug gegen Afghanistan spekuliert. Neben ABC-Spürpanzer wird immer wieder das Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr genannt. Das KSK könnte wie die US-Ranger eingesetzt werden.