KSK – Guerillatruppe in Calw

von: 1. April 1996

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Die Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. kümmert sich seit ihrer Gründung um ein Thema, welchen zentral mit der (neuen) deutschen Außenpolitik verbunden ist: die Aufrüstung und Umgestaltung der Bundeswehr. Insbesondere das Kommando-Spezialkräfte ist hierfür mehr als nur ein treffendes Symbol, denn es macht ein Streben nach „Weltmachtgeltung der deutschen Militärpolitik“ zur grausigen Realität.

Bundeswehr-Guerillatruppe in Calw – Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. in Tübingen informiert darüber

Kein Aprilscherz! Am 01. April 1996 wird in Calw, 40 Kilometer von hier entfernt, das „Kommando Spezialkräfte“ der Bundeswehr in Dienst gestellt. Bestätigt wurde dieser Termin sowohl vom Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Peter Wichert, als auch (telefonisch) vom Heeresführungskommando in Koblenz.

Was ist das „Kommando Spezialkräfte“?

Die Bundeswehr rüstet sich für Kampfeinsätze im Ausland. Für Ziele wie „Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt im Rahmen einer gerechten Weltwirtschaftsordnung oder Einflußnahme auf die internationalen Institutionen und Prozesses im Sinne unserer Interessen und gegründet auf unsere Wirtschaftskraft, unseren militärischen Beitrag und vor allem unsere Glaubwürdigkeit als stabile, handlungsfähige Demokratie“ soll in Zukunft die Bundeswehr in den Kampf geschickt werden. Dazu wird die Bundeswehr aufgeteilt in Krisenreaktionskräfte und Hauptverteidigungskräfte. Voraustrupp bei den baldigen Kriegseinsätzen der Bundeswehr soll das „Kommando Spezialkräfte“ sein. Das „Kommando Spezialkräfte“ ist eine Eliteeinheit, die eine Spezialausbildung für den Guerilla- und Nahkampf bekommt.

Nach Aussagen der Tageszeitung „DIE WELT“ ist das „Kommando Spezialkräfte“ eine „Elite-Kampfeinheit“, „eine Para-Kommandobrigade für den Guerillakampf“, „vergleichbar den Green Berets der USA“. Nach Angaben der Hardthöhe soll ein „international einsetzbarer Eliteverband“ in Calw gebildet werden. „Wir betreten mit der Aufstellung des KSK völliges Neuland“, so einer der Staatsekretäre im Verteidigungsministerium, Peter Wichert, vor Ort in Calw. 23 Millionen DM gibt Bonn für die Aufstellung und Ausbildung der Spezialtruppe aus.

„Vorgesehen sind“, laut Mannheimer Morgen, „vier Einsatzkommandos mit zusammen rd. 1.000 Mann, darunter Fallschirmjäger- und Gebirgsjäger mit Scharfschützen-Ausbildung, Fernspäher und Fernmeldespezialisten. Für die Spezialausbildung werden 18 Monate veran-schlagt. Die Mitglieder werden grundsätzlich Berufssoldaten auf Zeit sein.“

„Mit dem Kommando Spezialkräfte soll erstmals“, so das Militaria-Magazin Barett, „ein auf Sondereinsätze spezialisierter Verband in der Bundeswehr geschaffen werden. Dazu soll die seit 1957 existierende Luftlandebrigade 25, auch als Schwarzwaldbrigade bekannt, in ihrer jetzigen Struktur aufgelöst werden und gleichzeitig die Grundlage für die zukünftige Kommandobrigade bilden.“ Weiter heißt es dort: „Natürlich wird das Kommando Spezialkräfte zu den Ersten gehören, denen die neue Bundeswehrausrüstung, wie das 5,56 mm-Sturmgewehr G 36, der neue Aramid-Helm und die verbesserten Splitterschutzweste mit Tiefschutz zulaufen wird. Benötigt wird aber vor allem Spezialmaterial für die verschiedensten Einsatzoptionen. Neben der persönlichen Ausrüstung sind für das Kommando Spezialkräfte aber auch Verbesserungen beim Großgerät notwendig.“ Die örtliche Lokalzeitung Schwarzwälder Bote schreibt dazu: „Die Soldaten in der Hesse-Stadt werden nach Angaben der Bundeswehr mit modernsten Telekommunikationseinrichtungen und darüber hinaus mit Technik ‚in GSG-9-Qualität‘ (Staatsekretär Wichert) ausgestattet sein, dazu zählen Nachtsichtgeräte, Blendgranaten und Scharfschützenwaffen“.

„Die KSK-Soldaten sollen ‚handverlesene Spezialisten‘ aus Heer, Luftwaffe und Marine sein.“

Der Vergleich mit der GSG 9 taucht immer wieder auf: So schreibt etwa der Mannheimer Morgen: „Die Ausrüstung wird in etwa der Antiterroreinheit GSG 9 ähneln. Heeresinspekteur Bagger lehnt dennoch den Vergleich ab: ‚Das Spezialkommando hat einen rein militärischen Auftrag.‘ Der Auftrag der Truppe besteht aus drei Teilen: Kampf gegen gegnerische Kräfte und Einrichtungen; Aufklären und Überwachen; Befreiung, Rettung, Evakuierung und Schutz Deutscher im Ausland oder anderer Personen.“

Der Verteidigungsausschuß des Deutschen Bundestages wird über das Kommando Spezialkräfte so informiert: „Bisher für die Landes- und Bündnisverteidigung vorhandene Kräfte (z.B. Fernspäh- und Kommandokompanien) für Spezialaufgaben sollen ressourcensparend, aufgrund technischer Möglichkeiten, zur Vereinheitlichung der Ausbildung und zur Verbesserung der Einsatzführung zusammengefaßt werden. Darüberhinaus ergeben sich neuartige Anforderungen aus dem erweiterten Aufgabenspektrum der Bundeswehr und allen möglichen Konfliktformen geringer bis hoher Intensität.“